Conwy Castle ist eine mittelalterliche Festung, die nach 700 Jahren noch immer die Stadt Conwy überragt und im 13. Jahrhundert durch König Edward I. erbaut wurde.
Als König Edward I. nach mehrjährigen Feldzügen endlich den Widerstand der walisischen Fürstentümer gebrochen und mit Llywelyn ap Gruffyd den letzten unabhängigen Herrscher von Wales besiegt hatte, ließ er neun Zwingfesten errichten, um das wilde, ungezähmte Land unter Kontrolle zu halten.
Die erste dieser Burgen war Conwy Castle, in abweichender Schreibweise auch Conway Castle, eine eindrucksvolle Anlage von beträchtlichen Ausmaßen, die in Teilen bis heute erhalten ist.
Ein König festigt seine Herrschaft
Edward I., als Kreuzritter Edward Longshanks der Nachwelt wohlbekannt, brachte wenig Verständnis für das Unabhängigkeitsstreben der stolzen Waliser auf und betrachtete sie schlicht als abtrünnige Vasallen. Der Krieg gegen die Aufrührer war blutig, das Ende ihrer Führer grausam.
Als militärstrategisch versierter Realpolitiker rechnete Edward I. auch nach seinem Sieg mit Widerstand. Daher setzte er alles daran, Strukturen zu schaffen, die die Vormachtstellung der englischen Krone sicherstellen sollten. Mit diesem Befestigungsring unternahm Edward I. eines der größten Bauvorhaben seiner Zeit – und beendete es nach gerade einmal vier Jahren.
Conwy Castle: Ein Bollwerk aus Stärke und Schönheit
Seine ungebrochen große Anziehungskraft verdankt Conwy Castle der Tatsache, dass es keinesfalls nur als zweckmäßige Trutzburg konzipiert wurde. So massiv und eindrucksvoll die vollständig erhaltene Ringmauer mit ihren acht Rundtürmen auch sein mag, so ästhetisch ansprechend präsentiert sich die Anlage als Ganzes.
Zeitweise arbeiteten dafür bis zu 1.500 Arbeiter unter der fachkundigen Anleitung des königlichen Baumeisters James of St. George, der über viele Jahre hinweg für Edward I. tätig war und neben Conwy Castle weitere Burgen in Wales errichtete – darunter das berühmte Caernarfon Castle, das nur noch als Ruine erhalten ist.

Ursprünglich waren die beeindruckenden Mauern von Conwy Castle weiß gekalkt und müssen im strahlenden Sonnenlicht einen prachtvollen Glanz geboten haben. Von dem Verputz ist heute nichts mehr erhalten, aber die einst königliche Schönheit ist dem Gemäuer noch anzumerken.
Conwy Castle war nämlich keineswegs nur zu militärischen Zwecken errichtet worden. Es sollte dem auf Außenwirkung bedachten König als ehrfurchtgebietende Residenz dienen, wann immer er Wales besuchte. Dabei ging er keine Kompromisse ein: Für den Bau seiner Burg musste eine Abtei des Zisterzienserordens weichen. Die Abtei wurde anschließend an anderer Stelle neu aufgebaut.
Die Beharrlichkeit und Vorsicht von Edward I. sollten sich auszahlen: Bereits wenige Jahre nach der Eroberung von Wales kam es dort zu einem erneuten blutigen Aufstand. Die Rebellen scheiterten – auch an den unbezwingbaren Mauern von Conwy Castle.
Vielbesuchte Touristenattraktion und Weltkulturerbe
Der Glanz von Conwy Castle ging im Lauf der Geschichte ebenso verloren wie der Kalkputz seiner Mauern. Mitte des 14. Jahrhunderts wurde das Schieferdach durch Bleiziegel ersetzt. Zu diesem Zweck war gleichzeitig eine Erneuerung der Dachstühle nötig. Das ursprünglich verbaute Holz musste nun Stein weichen. Dies blieb aber die einzige und letzte große Sanierungsmaßnahme.

In den folgenden Jahrhunderten büßte Conwy Castle seine militärische Bedeutung ein und litt unter einem zunehmenden Verfall. Während des englischen Bürgerkriegs diente es den Royalisten noch einmal als Stützpunkt, wurde aber schon wenige Jahre später zu Teilen abgerissen.
Späte Wiederentdeckung als Sehenswürdigkeit
Die Moderne hat Conwy Castle wiederentdeckt und feiert das altehrwürdige Gemäuer zu Recht als eine der schönsten Burgen in Wales. Nicht nur die geschichtsträchtige Wehranlage, sondern auch die angeschlossene malerische Altstadt sind heute ein unwiderstehlicher Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt, die Nordwales besuchen.
Die UNESCO schloss sich dem Urteil der vielen begeisterten Besucher an und erhob Conwy Castle 1986 in den Rang eines Weltkulturerbes.
Die Stadt Conwy bietet zahlreiche historische Bauten
Viel zu bieten hat auch die Stadt Conwy in unmittelbarer Nähe zur Burg. Auch sie geht auf Edward I. zurück, der klug erfasste, dass mit militärischer Gewalt allein die widerspenstigen Waliser nicht zu befrieden wären. Nicht nur führte er den bis heute geltenden Brauch ein, den jeweiligen englischen Thronfolger als Prinzen von Wales zu titulieren; er sorgte mit weitreichenden Handelsprivilegien und sonstigen Zugeständnissen dafür, dass sich vermögende Engländer in Conwy ansiedelten und der Bevölkerung Wohlstand und Beschäftigung brachten.

Die Spuren dieser weitsichtigen Politik lassen sich bis heute in Conwy bewundern – in Gestalt zahlreicher historischer Bauten und Sehenswürdigkeiten, darunter das kleinste Haus Großbritanniens, das mit einem Umfang von 3,05 x 1,8 Metern am Kai der Stadt steht. Ein Besuch von Conwy Castle mit anschließendem Stadtbummel gehört bei jeder Reise nach Wales zum selbstverständlichen Programm – abgerundet durch einen Spaziergang auf den Festungsmauern.
Großzügige Öffnungszeiten und Eintritt zu moderaten Preisen im Conwy Castle
Wie die meisten Sehenswürdigkeiten Großbritanniens besitzt auch Conwy Castle variable Öffnungszeiten, die Jahr für Jahr neu festgesetzt und veröffentlicht werden. Meistens öffnet die Festung ihre Tore um 9:30 Uhr. In der kalten Jahreszeit, pünktlich zur Wintersonnwende, verschiebt sich der Termin um eine halbe Stunde auf 10:00 Uhr. Enden muss die Besichtigung meist um 17:00 Uhr. In den Sommermonaten steht eine Stunde mehr zur Verfügung. Dafür schließt die Burg im Winter bereits um 16:00 Uhr.
Die Eintrittspreise für das Conwy Castle sehen wie folgt aus:
- Kinder: 6 £
- Erwachsene: 9,90 £
- Senioren ab 65 Jahren: 8 £
- Familien aus zwei Erwachsene und bis zu drei Kinder: 28,90 £