Arthur’s Seat, dieser ungewöhnliche Name steht für den Hausberg der schottischen Hauptstadt Edinburgh. Kaum einem kommt Bergsteigen in den Sinn, wenn er an diese historisch geprägte Stadt im Hohen Norden des Vereinigten Königreichs denkt.
Dabei ist dieser „Stadtberg“ eigentlich gar kein richtiger Berg, denn er ist gerade einmal 251 Meter hoch. Er ist mehr eine majestätisch erscheinende Erhebung inmitten der saftig grünen Landschaft rund um Edinburgh. Ein bisschen Bergsteigen darf es dann aber doch sein, denn Arthur’s Seat ist ein beliebtes Ausflugsziel für Besucher in Edinburgh.
Der Miniberg ist gut zu erreichen, denn er befindet sich gerade einmal 1,5 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Wer hätte gedacht, dass man als Feriengast Shopping, Sightseeing und Bergsteigen an nur einem Tag optimal vereinen kann? Ein vielseitigeres Reiseprogramm gibt es wohl kaum.
Wer Edinburgh besucht, sollte sich einen Ausflug zu Arthur’s Seat nicht entgehen lassen, der komplett von dem Stadtgebiet und den Vororten umgeben ist. Er gehört zum Holyrood Park mit dem königlichen Residenzschloss Holyrood Palace.
Obwohl dieser Berg eher eine Erhebung ist, bietet sich nach dem Aufstieg ein schöner Rundumblick auf die grüne Umgebung und auf Edinburgh bis zur zweigleisigen Brücke Firth of Forth, die über den Mündungstrichter des gleichnamigen Flusses führt. Auch die umliegenden Bezirke East Lothian und die südlichen Highlands lassen sich von der Bergspitze aus gut sehen.
Geologisch gesehen ist Arthur’s Seat vulkanischen Ursprungs mit einem ausgebildeten, auf das Karbonzeitalter datieren Lavastrom. Einige Stellen des Berges sind offene Gesteinsschichten aus Basalt. Die vorgelagerten Felsformationen Salisbury Crags und Samson’s Ribs befinden sich auf der Ostseite. Hier türmen sich meterhohe Basaltsäulen auf.
Zwischen Berggipfel und Salisbury Crags verläuft ein kleines Tal, das den Zugang zu Arthur’s Seat vereinfacht. Trotz der geringen Berghöhe bestehen neben diesem Tal auch mehrere anspruchsvolle Zugänge. Der dreißig Kilometer entfernte Lavadom North Berwick Law ist bei klarem Wetter vom Berg aus gut sichtbar.
Woher kommt der Name Arthur’s Seat?
Der Name Arthur’s Seat ist etwas kurios, aber in dieser Hinsicht waren die Schotten schon immer recht kreativ. Die schottische Geschichte ist voll von Geschichten und Legenden mit kurioser Namensgebung, die auch in die Geografie Eingang gefunden haben.
Die Herkunft des Namens dieses kleinen Hausberges vor den Toren Edinburghs ist nicht mehr abschließend zu klären, denn ein offizieller gälischer Name hat nie existiert.
Der Schriftsteller William Maitland vermutete jedoch, dass es sich um eine Anglifizierung der gälischen Bezeichnung Ard-na-Said handelt, was übersetzt „Gipfel der Pfeile“ bedeutet. Eine Namensdeutung in Bezug auf den Berg konnten Historiker jedoch nicht ausmachen.
Eine weitere Übersetzung aus dem Gälischen lautet „Ort auf hohem Grund“, die hinsichtlich der Form des Berges mehr Sinn ergibt. Woher allerdings der Namensbestandteil Arthur herkommt, ist nicht abschließend bekannt. Die meisten Schotten favorisieren den sagenumwobenen König Arthur als Namensgeber.
Arthur’s Seat und das Geheimnis der siebzehn Särge
Schottland mit seinen zahlreichen Mythen und Sagen würde seinem Ruf jedoch nicht gerecht werden, wenn dieser kleine Berg nicht so manches gruseliges Geheimnis bergen würde. Eine der bekanntesten Geschichten rund um Arthur’s Seat ist die der siebzehn kleinen Särge.
Vor ungefähr 200 Jahren spielten hier fünf Buben und machten eine Entdeckung, die zunächst harmlos aussah. An einer Stelle des Berges fand sich ein mit Schieferplatten abgedeckter Hohlraum. Die Jungs waren natürlich neugierig und fragten sich, was sich wohl hinter diesen Schieferplatten verbergen würde. Schnell waren sie sich einig, die Platten zu entfernen. Gesagt, getan, sie staunten nicht schlecht und bekamen große Augen, denn sie entdeckten siebzehn kleine Särge, gerade einmal so groß, dass eine Puppe darin Platz fand. Lange konnten sie diesen außergewöhnlichen Fund nicht für sich behalten und schon bald machte diese Geschichte in der Schule der Jungen ihre Runde.
Schließlich fanden die kleinen Särge ihren Weg zu Mr. Ferguson, dem Lehrer der Jungen. Dieser nahm den bizarren Fund etwas näher unter die Lupe und stellte fest, sie waren alle aus demselben Holz geschnitzt und an der Seite mit Draht verschlossen. Jetzt wusste man jedoch immer noch nicht, welches Geheimnis die siebzehn Särge verbargen.
Der Lehrer machte sich mit Werkzeug daran, die kleinen Holzkisten zu öffnen und staunte nicht schlecht. Im Inneren der Särge befand sich je eine detailliert gearbeitete Holzpuppe, gekleidet in ein Leichenhemd. Seit dem Fund der Särge im Jahr 1836 rätseln Historiker, was es mit diesem Fund wohl auf sich hat. Waren die Puppen lediglich Statthalter für Beerdigungen von Menschen, deren Leiche nie aufgefunden werden konnte?
Wenn ja, für wurden diese siebzehn Holzpuppen als Ersatz verwendet? Schnell kam man auf eine schaurige Verbindung. Vor nicht allzu langer Zeit hatten zwei Serienmörder rund um Edinburgh ihr Unwesen getrieben und siebzehn Menschen getötet. Die Körper waren jedoch niemals gefunden worden, da die Mörder diese für anatomische Studien verkauft hatten. Die Opfer konnten also niemals traditionell zur letzten Ruhe gebettet werden. Hatten vielleicht sogar die Mörder selbst ihren Opfern die letzte Ruhe verschaffen wollen aus Angst, sonst von ihren Geistern heimgesucht zu werden?
Eine reizvolle Theorie, die jedoch ein Problem aufweist: Die aufgefundenen Holzpuppen waren alle männlich, die Opfer der beiden Mörder waren jedoch sowohl männlich als auch weiblich. Vielleicht waren die siebzehn Holzpuppen auch Statthalter für auf See vermisste Matrosen, die nicht auf normalen Weg zur letzten Ruhe gebettet werden konnten.
Bis heute lassen sich diese Vermutungen nicht beweisen. Heutzutage sind nur noch acht der Särge übrig, neun sind verschollen. Ausgestellt ist dieser bizarre Fund im National Museum of Scotland. Immerhin lässt sich jedoch der Zeitpunkt der Anfertigung der Holzsärge und der Holzpuppen recht präzise eingrenzen. Die Leichenhemden waren aus einem Stoff gefertigt, der nicht vor dem Jahr 1800 auf dem Markt erhältlich war. Die Schotten lieben einfach ihre Mythen und bedienten sich daher im Reich der Sagen, um den Särgen einen offiziellen Namen zu geben. Im Volksmund werden diese jetzt als Fairy Coffins, Feensärge, bezeichnet.
Arthur’s Seat sollte man nicht unterschätzen
Arthur’s Seat befindet sich gerade einmal 2,5 Kilometer vom Stadtzentrum Edinburghs entfernt. Wer einen Ausflug zum Berg plant, sollte auch dem auf dem Weg liegenden Edinburgh Castle einen Besuch abstatten. Um den Berg und Holyrood Park führt eine Ringstraße mit zwei Seen. Viele meinen, Arthur’s Seat sei ja nur ein Miniberg, dennoch sollte man diese grüne Erhebung vor den Toren Edinburghs nicht unterschätzen.
Der Aufstieg über verschiedene schmale Pfade ist steil und endet direkt unterhalb des Berggipfels. Gutes Schuhwerk erleichtert die Wanderung. Auch sollte man nicht das typische schottische Wetter unterschätzen, denn hier kann es im Sommer auch ganz schön warm werden. Ein Sonnenhut beim Aufstieg ist daher sinnvoll. Die Bergwanderung dauert etwa eine Stunde.
Der Ausblick von oben ist unglaublich schön, auf Holyrood Palace, auf Edinburgh und die grüne, hügelige Umgebung. Wer es etwas bequemer mag, sollte mit dem Lothian Bus Service nach Grenndyke fahren und vom nahegelegenen Commonwealth Pool direkt zum Arthurs’s Seat gehen. Diesen Hausberg kann man auch als Grünzone und Naherholungsgebiet bezeichnen, denn wer durch die sattgrüne Landschaft wandert, fühlt sich wie im Urlaub.
Die historische Stadt Edinburgh auf sieben Hügeln
Wer in diesem Teil Schottlands weilt, erkundet natürlich nicht nur Arthur’s Seat, sondern auch Edinburgh. Diese Stadtkerne Altstadt und Neustadt gehören zu Recht zum UNESCO-Weltkulturerbe, denn an jeder Ecke stößt man auf Kirchen, historische Brücken und Straßenzüge. Die historischen Bauten weisen noch heute auf die Zeiten römischer Besetzung hin, denn der Einfluss römischer und griechischer Baukunst ist unverkennbar. Häufig wird Edinburgh auch als Athen des Nordens bezeichnet.
Verschiedene Museen erklären die Geschichte der Stadt. Edinburgh wird auch als Stadt der sieben Hügel bezeichnet. Ein Blick in die Umgebung mit vielen kleinen Erhebungen, die alle unter der 700-Marke bleiben, lässt den Ursprung dieser Namensgebung gut erkennen. Eine Panoramatafel gibt Auskunft über die Namen dieser kleinen Berge. Edinburgh hat ein gutes Freizeitangebot zu bieten. In vielen Restaurants und Cafés lässt sich die Zeit gut vertreiben.
Ein Berg mit skurrilem Namen als angenehme Urlaubsüberraschung
Die meisten Besucher kommen hierher, um das historische Edinburgh zu besuchen und lernen den kleinen Berg mit dem skurrilen Namen eher zufällig kennen. Eine angenehme Urlaubsüberraschung.