Englische Küche

Typisch englisches Frühstück

Die englische Küche: Altbacken und traditionell oder doch eher modern und angesagt? Wir zeigen euch in diesem Beitrag wie sich die britische Küche im Laufe der Zeit verändert hat und wie die moderne englische Küche heutzutage gestaltet wird.

Auf die Frage, welche Küche in Europa besonders beliebt ist, denkt man in der Regel an die italienische Küche mit Pizza und Pasta, an die Leckereien der französischen Küche oder an die schmackhaften Süßspeisen aus Österreich. An die britische Küche denken die wenigsten Menschen. Sie gilt traditionell als fettig, schwer und ohne kulinarische Höhepunkte.

Doch gerade die moderne Küche Großbritanniens ist von Einflüssen geprägt, die sich sehr positiv auf die überlieferte Kochkunst ausgewirkt haben. Standen früher lediglich Fish and Chips auf der Speisekarte, können es heute durchaus ein Chicken Tikka Masala oder andere internationale Gerichte sein.

Großbritannien ist ein Schmelztiegel der Kulturen, und das zeigt sich auch in der leckeren englischen Küche der neuesten Generation.

Was es mit dem schlechten Ruf auf sich hat

Der schlechte Ruf eilt ihr praktisch voraus – wer heute in Großbritannien Urlaub macht oder auf Geschäftsreise geht, darf sich des Mitgefühls seiner Umwelt sicher sein. Eine typisch britische Tea Time am Nachmittag mag ihren Charme haben, doch sie gilt als verstaubt und traditionell. Vor allem reicht sich natürlich nicht aus, um den ganzen Tag zu überstehen.

Ähnlich steht es um das English Breakfast, und auch die Hauptgerichte gelten eher als schwer verdaulich, nicht aber als frisch und gesund. Doch so schlecht der Ruf der Küche Britanniens heute immer noch ist, so gut war er im 19. Jahrhundert.

Fish and Chips sind ein typisch traditionelles Gericht der britischen Küche

Fish and Chips sind ein typisch traditionelles Gericht der britischen Küche

Vor 200 Jahren galt die Cuisine Anglaise als eine ausgesuchte Kochkunst, die für eine außergewöhnliche Esskultur stand und die für ihren erlesenen Geschmack bekannt war. Besonders zu Zeiten von Königin Viktoria hatte England als Kolonialmacht Zugang zu fernen Ländern wie Indien, China und Malaysia und damit sowohl zu den exotischen frischen Zutaten und Gewürzen wie auch zu den einheimischen Kochkünsten.

Die Verbindungen zum Commonwealth wirken sich bis heute in Großbritannien in verschiedenster Hinsicht aus, und sie haben auch ihre Spuren in der Küche hinterlassen. Das bekannte Chicken Tikka Masala ist heute ein fester Bestandteil der Speisekarte und ebenso beliebt wie der berühmte Plumpudding an Weihnachten oder der Yorkshire Pudding.

Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs verloren vor allem die Reichen und Adeligen ihre besten Köche aus dem Ausland und mit ihnen den Zugang zu den herausragenden Kochkünsten. Der Niedergang der britischen Kochkunst war vorprogrammiert, denn von diesem Zeitpunkt an konnte sich die traditionelle britische Küche wieder ihren Platz erobern.

Die neue englische Küche ist leicht und pfiffig

Jung, innovativ und kreativ – so ist die britische Küche der heutigen Generation. Starköche wie Jamie Oliver haben wesentlich dazu beigetragen, den Ruf ihres Landes zu optimieren und in die Welt hinauszutragen.

Pasta ala Jamie Oliver

Pasta ala Jamie Oliver

Ein Geheimnis der jungen Kochkünstler liegt keineswegs darin begründet, die traditionellen Gerichte in die hinterste Ecke der Küche zu verbannen. Sie sind lediglich ein bisschen angepasst und sind nun ein wenig entschlackt und dadurch deutlich leichter. Ganz nebenbei hat man sie neu interpretiert und damit die Freude daran geweckt, nach Herzenslust zu schlemmen.

Wie in kaum einer anderen Küche stehen Traditionen und Innovationen in der modernen britischen Küche nebeneinander. Sie ergänzen sich perfekt und bilden sozusagen zwei Seiten der gleichen Medaille.

Beispielsweise bereichert man mit saisonalen und regionalen Zutaten die bisherige Speisekarte, so dass aus den früher sehr einheitlichen Gerichten nun immer wieder neue Kreationen entstehen. Leckere Hauptgerichte sind zum Beispiel Lamm mit Minzsauce, Räucherfisch aus Schottlands Nordwesten, fangfrische Meeresfrüchte oder ein schmackhaftes Aberdeen-Angus-Rind. Als Nachtisch gibt es vielleicht eine von über 700 Käsesorten wie zum Beispiel den Gloucester, den Cheddar oder den Stilton.

Wer gerne Fisch isst, sollte sich einen leckeren Schellfisch, eine frische Scholle oder einen Rochen nicht entgehen lassen. Umhüllt von einem locker-leichten Backteig und serviert mit frischem Gemüse, kommt hier eine Köstlichkeit auf den Tisch, die keinen Vergleich scheuen muss.

Ohne kräftiges Frühstück kein Start in den Tag

So sehr sich die moderne englische Küche gewandelt haben mag, so wenig Auswirkungen hatte das auf die erste Mahlzeit des Tages. Das English Breakfast ist traditionell reichhaltig. Es gibt Toast und gesalzene Butter, hinzu kommen Eier, Konfitüre, Müsli, vielleicht ein Toast mit Spiegelei. Wer es noch rustikaler mag, wählt gebackene Bohnen, dazu Tomatensoße oder gebratene Tomaten und Würstchen.

Typisch englisches Frühstück

Das typisch britische Frühstück ist üppig und reichhaltig

Für viele Menschen dauert ein so reichhaltiges Frühstück im Alltag schlicht zu lange, deshalb bleibt man häufig bei einem schnellen Toast mit einigen Frühstücksflocken. Trotzdem geht für viele Menschen nichts über den typischen Porridge, mit dem man für den Tag bestens gerüstet ist. Der Brei kann mit Beilagen wie Beeren, Früchten oder Kompott versüßt werden, so dass man ihn immer wieder ein wenig verändert. In den Hotels und Cafés steht das üppige English Breakfast bis heute auf der Speisekarte.

Das Sandwich hat alle Krisen überlebt

Wohl kaum ein Gericht hat eine so beeindruckende Karriere gemacht wie das Sandwich. Das Sandwich gehört zur britischen Teekultur und hat sich über mehrere Jahrhunderte gerettet. Das belegte Brot hat es bis in die adeligen Kreise geschafft und hat sich dort einen festen Platz erobert.

Sandwiches sind in der britischen Küche sehr beliebt

Sandwiches sind in der britischen Küche sehr beliebt

Heute ist das Sandwich wohl der beliebteste kleine Snack in der englischen Küche. Es gehört zu jedem Picknick unbedingt dazu und ist auf Reisen ein fester Begleiter. Von Großbritannien aus hat es seinen Siegeszug nach ganz Europa angetreten, und auch in den USA findet man das Sandwich in jedem Supermarkt.

An Weiterentwicklungen wie dem Burger mit unterschiedlichstem Belag mangelt es ebenfalls nicht. Seinen Namen hat das doppelt belegte Brot übrigens von dem vierten Earl von Sandwich erhalten. John Montagu war nach der Überlieferung ein begeisterter Kartenspieler. Im Jahr 1762 wollte er sich während eines mehrstündigen Spiels versorgen, ohne die Partie zu unterbrechen. Deshalb verlangte er – so die Sage – sein Essen zwischen zwei Schreiben mit Brot, damit eine Hand zum Essen frei blieb. Das war die Geburtsstunde des Sandwich.

Bis heute ist das Brot mit jedem beliebigen Belag ein fester Bestandteil der schnellen Küche. Sogar in Restaurants steht es auf der Speisekarte, wobei es hier häufig mit Salat oder Kartoffelchips als Beilage serviert wird. Diese Kartoffelchips haben übrigens wesentlich dazu beigetragen, dass die englische Küche als ungesund gilt, denn sie sind frittiert, fettig und an jedem Imbissstand erhältlich.

Auch an Desserts fehlt es nicht

Eine Mahlzeit ist nur so lecker wie ihr krönender Abschluss. Die englische Küche bietet einige Leckereien, die man nicht nur nur Tea Time genießt. Scones werden mit Orangenmarmelade und Clotted Cream serviert.

Brownies, Crumble, Chocolate Fudge, Fruit Cakes und Cup Cakes haben zum Teil sogar den Weg in deutsche Konditoreien geschafft und sollten in Großbritannien unbedingt probiert. Wer süßen Nachtisch liebt, bekommt von diesen Köstlichkeiten nicht genug.

Cookies zur britischen Tea Time

Cookies zur britischen Tea Time

Ein Ricepudding, Trifle oder ein warmer Kuchen mit leckerem Vanilleeis sind ebenfalls sehr beliebt und gerne auf der Speisekarte zu finden.

Einige Stunden nach dem Nachtisch findet natürlich die bekannte britische Tea Time statt. Obwohl man den Tee nicht unbedingt pünktlich um fünf Uhr genießt, ist er bei vielen Briten immer noch sehr beliebt.

Ob als Afternoon Tea, als Early Morning Tea oder als Breakfast Tea genossen, ist sicher eine Frage des persönlichen Geschmacks. Abgerundet wird er mit ein wenig Milch. Obwohl das gewöhnungsbedürftig sein mag, wird der Tee dadurch weicher und besser verträglich.

Wo man die englische Küche kennenlernt

Wer die Gelegenheit dazu hat, sollte sich die neue britische Küche nicht entgehen lassen. Sehr gut gelingt das in den sogenannten Gastro-Pubs in London. Hier findet man eine angesagte Pub-Kultur auf einem hohen Niveau, die sich mit einer ausgesuchten Kochkunst vereint. So entsteht eine Speisekarte, die selbst anspruchsvolle Gaumen zufriedenstellt.

Selbstverständlich kann man viele Gerichte der britischen Küche mit ein wenig Erfahrung am Herd auch zu Hause kochen.

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